Wird 2008 das Jahr der Digitalen Wissenschaft?

Dieses ist ein Gastbeitrag von Scholarz.blog.

2007 liegt hinter uns. Was hat die wissenschaftliche Welt im verflossenen Jahr beschäftigt? Eineinhalb Nobelpreise für Deutschland? Zwei Druckwellen Exzellenzinitiative? Oder die ernüchternde Auswertung des Deutschen Hochschulverbandes, nach der in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren 1451 Professorenstellen gestrichen wurden?

So hat man nicht nur die altehrwürdige Heidelberger Fakultät für Klassische Philologie beinahe halbiert, sondern gleich bundesweit 35 Prozent aller Lehrstühle für altertümliche Sprachen geschlossen. Fast genauso hart traf es die Erziehungswissenschaften mit 34,8 Prozent und die evangelische wie katholische Theologie mit gut einem Fünftel ihrer Lehrstühle. Dem akuten Ingenieursmangel im Land der Maschinen- und Anlagenbauer hat man zudem durch den Wegfall eines Achtels aller Ingenieursprofessuren gefördert. Gering positiv kamen nur die Wirtschafts-, Rechts- und Sozialwissenschaften weg. Gewinner sind die Kunstwissenschaften mit einem Plus von fast zehn Prozent. Verlierer die Geisteswissenschaften mit einem Minus von 663 Lehrstühlen. So betrachtet, fragt man sich, auf was die 450 Honoratioren zur Eröffnung des “Jahres der Geisteswissenschaften” im Januar 2007 so feierlich angestoßen haben?

Das denkwürdige “Jahr der Geisteswissenschaften” reicht die Staffel der vom Bildungsministerium ausgelobten “Wissenschaftsjahre” an die die hohe Kunst der Mathematik weiter. Kunst? 2008 wird ein Zahlen- und damit Faktenjahr. Worte sind Schall und Rauch, meinen die Zahlenschieber. Und die bei der Abschiedsfeierlichkeit des Geisteswissenschaftlerjahres im Pergamonmuseum beschworene “Macht der Sprache” hat ja auch nicht nur Sonnenseiten. Man muss sich nur die Unworte des Jahres seit 1991 auf der Zunge zergehen lassen. Das Unwort 2007 steht noch nicht fest. Vorschläge? Die Österreicher schlagen “Komasaufen” vor, aus der Schweiz kommt “Sterbetourismus” und “Klimakompensation”.

Orchidee des Monats
(Quelle: abc-der-menschheit.de)

Aber 2007 war viel mehr als “Geisteswissenschaft”: Für die UNO war 2007 das “Jahr des Delfins”, der von uns seit “Flipper” geliebten und nun aufgrund zunehmender Meeresverschmutzung und Überfischung bedrohten Säuger. Verpasst? Schirmherr Fürst Albert von Monaco hat zu diesem Zweck extra eine Delfinskulptur im Meeresschutzgebiet des Fürstentums in Larvotto versenkt. Für die Europäische Union war 2007 das “Europäischen Jahr der Chancengleichheit für alle”. Auch verschlafen? Die neuesten deutschen Pisa-Ergebnisse zum Jahresende geben wenig Hoffnung, dass die hierzulande besonders hohe Korrelation zwischen Herkunft und Hochschulabschluss bis 2010 substantiell verringert werden könnte. Für uns Menschenkinder alle, die wir unter der Sonne wohnen, war 2007 aber vor allem eines: das “Internationale Heliophysikalische Jahr”. An der Universität Göttingen wurde hierzu im SS 2007 die Vortragsreihe “Unsere Sonne – Feuer des Lebens” gelesen. Bitte? – Auch versäumt? Verbummelt? Ignoriert? Dann heißt es: Gewissen erforschen, Reue zeigen: Bessere Vorsätze für 2008! Um uns das zu erleichtern, überlegen wir 2008 auf dem Scholarz-blog das “Epochale Jahr der digitalen Wissenschaft” auszurufen, oder etwas, dass in diese Richtung geht. Ideen? Was meinen Sie?

Dieses ist ein Gastbeitrag von Scholarz.blog.

January 23rd, 2008 Kategorie: Diskurs, Gastbeitrag

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