The Long Tail


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Flughafen Detroit, vier Stunden Aufenthalt: Wie immer streife ich durch die Geschäfte. In der Buchhandlung fällt mein Blick auf einen Stapel weißer Bücher, die prominent plaziert sind – “The Long Tail” von Chris Anderson.

Wir erinnern uns: 2004 erscheint im Wired Magazine ein gleichnamiger Artikel von Chris Anderson, damals wie heute Chefredakteur des Magazins. Der Artikel beschreibt einen einfachen Zusammenhang: Wenige Produkte werden sehr häufig verkauft, viele Produkte jedoch nur sehr selten. Mit anderen Worten: Wenn man die Produkte anhand ihrer Popularität sortiert und dann die Anzahl der Verkäufe in einem Graph abträgt, erhält man eine klassische “Power Law”-Verteilung.

Soweit nix spannendes, das kann man sich an drei Fingern herleiten. Das Buch beginnt mit einer – für meinen Geschmack zu ausführlichen – Beschreibung dieses Sachverhalts: Populäre Dinge verkaufen sich halt nun mal häufiger als Dinge, die fern des Mainstreams sind. Die sich anschließende Diskussion der Konsequenzen hat es dafür wirklich in sich.

Anderson argumentiert, daß die Wirtschaft sich bis jetzt auf das erste Drittel der Produkte, nämlich die populären, konzentriert hat. Und zwar aus einfachen ökonomischen Überlegungen: Wenn man z.B. als Buchhändler unpopuläre (aber durchaus gute) Bücher in seine Regale stellt, wird man das lokale Publikum nicht so sehr ansprechen als sich das mit Bestsellern tun läßt. Daher macht es Sinn, sich auf die Hits zu konzentrieren – alle unpopulären Bücher kosten Platz und binden Geld, sprich: Man kann weniger populäre Titel anbieten.

Was aber, wenn man unbegrenzten Platz in seinem Bücherregal hätte? Und dazu noch Bücher nur dann druckt, wenn sie auch wirklich gebraucht würden? Dann könnte man einfach alle Bücher anbieten. Auch diejenigen Bücher, für die es vielleicht nur zwei potentielle Käufer in der Stadt gibt. Das Überraschende daran: Rund zwei Drittel der Buchverkäufe sind Bücher, die nur in sehr geringen Stückzahlen verkauft werden, also auf hinteren Teil der Long Tail zu finden sind. Nach dem Motto “Kleinvieh macht auch Mist” läst sich also mit diesen Büchern sehr wohl Geld verdienen.

Genauso funktioniert Amazon: Es macht Sinn, einfach jedes Buch anzubieten, denn die Kosten dafür sind sehr gering. Selbst wenn Amazon selbst das Buch nicht hat, so verkauft es vielleicht jemand über den Marketplace. Und das Geld fließt.

Andersons Verdienst ist es, die Konsequenzen der Long Tail zu durchdenken: Von Sears über Amazon und eBay zu Youtube – die ökonomischen Grundlagen werden klar. Das Buch liest sich recht flott, es ist kurzweilig – wenn auch etwas lang. Insgesamt eine interessante Ergänzung zu “Wir nennen es Arbeit” (ich habe gespickt, später kommt auch die Long Tail dort vor – so weit bin ich allerdings noch nicht).

October 29th, 2006 Kategorie: Diskurs, Fundsachen

2 Comments Add your own

  • 1. Andreas Schepers  |  October 31st, 2006 at 4:46 pm

    Danke für die Zusammenfassung. Ist auf der Wunschliste. Ist ja bald schon wieder Weihnachten…

  • 2. links for 2006-11-01 at s&hellip  |  November 17th, 2006 at 6:29 pm

    […] The original hard bloggin’ scientists. » The Long Tail (tags: Web2.0) […]

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