Das Web 2.0 ist kein Börsen-Hype

In letzter Zeit mache ich mir wirklich Sorgen um den schönen Begriff Web 2.0. Nach diversen Big-Deals a la MySpace, del.icio.us und YouTube die allesamt für mondäne Summen an riesige Unternehmen, übrigens alle ausschliesslich in den USA, verkauft wurden, macht sich erneut Goldgräberstimmung im Netz breit. Web 2.0 Services werden gegründet oder gehypt, damit möglichst jeder ein Stück vom Millionenkuchen abbekommt. Fälschlicherweise aber beginnt man damit, Web 2.0 mit einem neuen Geschäftsmodell im Geiste der New Economy gleichzusetzen. Dem aber ist nicht so.


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Lotteriespiel

Web 2.0 und das Big Busness ist ein Lotteriespiel, dass möglicherweise genau so viele Opfer bringen wird wie seinerzeit die New Economy. Ein kleines Beispiel sollte genügen, um die Illusion des schnellen Geldes zu relativieren: Es gibt Heerscharen von Weblogs und neuen Web 2.0 Services. Auf dem Weblog Business Opportunities gibt es Test, mit dessen Hilfe man testen kann, wieviel der eigene Weblog Wert ist. Zugrundegelegt wird dort die Incoming – Outgoing Link Ratio im Vergleich zu den Dollars, den AOL für die Incoming – Outgoing Links bei dem Kauf von Weblogs Inc gezahlt hat. Demnach wäre unser klasse HardBloggingScientists Weblog schon $64,357.56 wert. Nicht schlecht oder? Möchte jemand kaufen?

Begriffsdreher

Der von Tim O’Reilly erdachte Begriff Web 2.0 lässt sich aus zweierlei Richtungen lesen: einerseits aus Sicht der Betreibers von Webservices, andererseits aus Sicht des Benutzers. Konkret bedeutet Web 2.0, dass die Software die der Nutzer nutzt, nicht lokal auf dem eigenen Computer installiert ist oder dort gerechnet wird, sondern dass man einen Service (wie zum Beispiel Google) über die Weboberfläche nutzt, und somit Zugriff auf einen riesigen, global agierenden Serverpark hat.

Aus Sicht des Nutzers bekommt Web 2.0, im Gegensatz zur New Economy in Angesicht des Web 1.0, echten Mehrwert durch die Benutzung der meist kostenlosen Webservices und hervorragenden Community-Zusatzangeboten: seien es Videos oder Podcasts im eigenen Blog, der Blog selbst oder kreative Nutzungen von Google-MashUps oder Social Services wie Last.fm. Doch aus meiner Sicht vollzieht sich der Wandel vom Web 1.0 zum Web 2.0 vor allem auf Seiten der User.

Durch private Nutzung aktueller Kommunikationsmedien, durch informationelle Selbstbestimmung und -verwaltung, nicht zuletzt duch die Möglichkeit Daten ortsunabhängig zu verwalten, wird die Rolle des Benutzers im Internet gestärkt. Und hier gilt es anzuknüpfen. Web 2.0 und Big Business sind Spekulationen mit hohem Risiko. Dabei ist die stärke von Web 2.0, dass man mehr oder weniger selbstbestimmt Netzwerke knüpfen kann, Ideen auf den Prüfstand stellt und die Komunikations- und Meinungsmöglichkeiten vervielfältigt.

November 5th, 2006 Kategorie: Diskurs

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